Eine Leinwand selber bauen – Keilrahmen für gute Malerei

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Eine gute Leinwand ist selbstgemacht, und Voraussetzung für gute und günstige Malerei. Selber machen ist leichter als gedacht, wenn man die richtigen Werkzeuge nutzt, und die richtige Technik anwendet. Auch heute noch ist es sinnvoll, sich an die Jahrhunderte alte Techniken zu halten, die ich hier (mit Videos) beschreibe.

Eine Leinwand selbst bauen

Leinwand und Keilrahmen selber bauen

Viele Fehlerquellen lauern während des Prozesses, und leider kann man auch bei gekauften Leinwänden nicht mehr sicher sein, gute Qualität zu erhalten – trotz des höheren Preises. Deshalb gilt: wenn man sich Keilrahmen und Leinwand selber baut, dann kann man professionelle Qualität günstig erstellen. Das lohnt sich allerdings nur bei gleichzeitiger Erstellung mehrerer Leinwände. Kauft man eine Leinwand ist man deutlich schneller, und kann sich auf die Malerei, das Leinwandbild, konzentrieren – vorausgesetzt, man erkennt eine gute Leinwand.

Mein Wissen beziehe ich aus diesem Klassiker der Maltechniker – alternativ kann man Kurt Wehrte lesen.

Drei Schritte werden benötigt:

  1. Keilrahmen selber bauen – auch XXL-groß
  2. Leinwand selbst am Keilrahmen befestigen
  3. Leinwand selbst spannen und grundieren

1, Keilrahmen selber zusammenstecken und bauen –  auch XXL-groß

Dieser und der nächste Arbeitsschritt werden in obigem Video dargestellt.

Auch wenn die Überschrift anderes vermuten lässt: Verwenden Sie vorgefertigte Keilrahmenleisten, kaufen Sie diese:

  • Holz kann sich leicht verziehen. Für Keilrahmenleisten verleimt man zwei Hölzer in entgegengesetzter Richtung, damit sie sich nicht verziehen
  • Solche Elemente bieten die Möglichkeit den Rahmen durch das Einschlagen von dreieckigen Hölzern zu vergrößern und die Leinwand so nach zu spannen.
  • Im montierten Zustand ergibt sich ein Abstand zwischen Leinwand und Holz. Dies ist unbedingt erforderlich, damit sich das Holz beim Malen nicht durchdrückt.

Am besten sind diese Keilrahmenleisten heute im Kunstgroßhandel erhältlich, zu dem Sie Zugang haben, wenn Sie nachweisen, dass Sie malen, oder z.B. Kunstunterricht geben. Wenn das nicht aus Sie zutrifft, dann werden Sie im Bekanntenkreis sicher jemanden finden, der Ihnen aushilft, oder bemühen Sie das Internet.

In dem folgenden Video können Sie die Montage eines Keilrahmens sehen (auf Englisch):

In Kürze:

  • Prüfen Sie ob die Leisten gerade sind, indem Sie an Ihnen entlanggehen, als ob Sie auf etwas zielen würden
  • Ob die Leisten korrekt zusammengesetzt wurden prüfen Sie am besten, indem Sie die Diagonalen messen – sie müssen gleich lang sein (bis auf 2-3 Millimeter)
  • Die dreieckigen Spannkeile müssen Sie zu Beginn nicht einschlagen – diese dienen nur dazu das Bild nach zu spannen
  • Bei großen Formaten verwendet man diese Keilrahmen doppelt oder dreifach und verschraubt diese. Bei den innersten Leisten muss dann der Abstand zur Leinwand mit einem Elektrohobel vergrößert werden.
  • Große XXL-Formate müssen mit Mittelstücken gesichert werden. Wie viele Mittelstücke Sie benötigen sehen Sie an den vorgefrästen Nuten in den Keilrahmenleisten. Verschrauben Sie die Kreuze und feilen Sie zu lange Schrauben ab.

2, Leinwand selbst machen und mit Stoff bespannen

Im zweiten Schritt befestigen wir Gewebe am montierten Keilrahmen. Dazu müssen Sie zunächst ein Gewebe haben, und Stoff eignet sich nur, wenn Sie Sigmar Polke kopieren wollen. Auch von einem Bettlaken ist abzuraten, denn das Material ist zu elastisch und wenig zugfest.

Am besten sind geeignete Gewebe heute im Kunstgroßhandel zu finden. Im wesentlichen verwendet man zwei Typen:

  • Baumwolle ist das günstige Material. Verwenden Sie dies nur bei kleinen Größen ud für eher sanfte Pinselstriche. Wenn Sie auch mal fester aufdrücken, oder wenn die Leinwand beim Transport etwas aushalten soll, dann nehmen Sie Leinen.
  • Leinen ist das originäre Material – Leinwand ist nichts anderes als eine Wand aus Leinen. Leinwände wurden im Mittelalter entwickelt, um günstige Maluntergründe bauen zu können, die sich nicht verziehen, und die man transportieren kann.

Wichtige Unterscheidungsmerkmale sind zudem

  • der Abstand der Fäden zueinander: kleine Abstände wirken schöner, sie sind aber teurer – deswegen werden diese hauptsächlich für sehr feine Malerei verwendet. Große Abstände kann man beim Grundieren noch ausgleichen.
  • die Dicke und Regelmäßigkeit des Fadens: Je dicker ein Faden ist, desto zugfester ist er und desto weniger fallen Unregelmäßigkeiten ins Gewicht – allerdings wird des Material auch dann teurer. Sehr grober Stoff muss zum Motiv passen.
  • grundiert versus ungrundiert: Grundierte Leinwand oder Baumwolle verspricht weniger Arbeit. Dies ist aber nur bei kleinen Formaten so, denn gespannt wird das Gewebe am besten mittels Leim, nicht Muskelkraft. Große Leinwände sollten nicht selber mit grundiertem Material bespannt werden – nur Profis erreichen mit viel Kraft und Gefühl ordentliche Spannwerte.

Die folgenden Arbeitsschritte stehen dann an

  1. Das Gewebe so schneiden dass genügend Material vorhanden ist um den Stoff um die Leisten zu schlagen und hinten auf dem Keilrahmen zu befestigen (nicht seitlich!). Am besten messen Sie dies, wenn Sie den Keilrahmen auf die Leinwand legen.
  2. Den Stoff fadengerade zuschneiden. Sie prüfen dies, indem Sie Fäden aus dem Gewebe ziehen – wenn ein Faden eine ganze Seite abdeckt, dann liegen Sie richtig.
  3. Den Keilrahmen mittig auf das Gewebe ausrichten, und etwas unter dieses legen, damit Sie nicht zu fest spannen
  4. Das Gewebe am Keilriemen befestigen. Stellen Sie zunächst mit wenigen Klammern sicher, dass das Gewebe fadengerade befestigt ist. Dann tackern Sie eine Seite, dann die gegenüberliegende, usw.
  5. Die Ecken werden am Schluss umgeschlagen und befestigt. Klammern Sie nicht genau über der Stoßkante zweier Leisten, und achten Sie darauf ob Sie hochkant oder quer malen wollen. Die Falz liegt immer oben und unten – nicht seitlich!

Abschließend: dieser Prozess funktioniert für ALLE Größen Leinwand, nicht nur für kleine.

3, Leinwand selbst spannen und grundieren

Das größte Mysterium für viele Ersttäter ist das spannen der Leinwand. Letztlich ist dies aber leicht, denn das wird in einem Arbeitsschritt wie das Leimen erledigt. Eine Leinwand sollte geleimt werden, damit die Grundierung nicht direkt in die Fasern eindringt, denn dies soll deren Haltbarkeit verringern.

Zum Leimen wird schon immer der beste natürliche Klebstoff verwendet, den die Menschheit kennt: Hautleim (teilweise auch Hasenlein), der durch das Kochen von Überresten kleiner Tieren wie Hasen hergestellt wird – genauso, wie Gelatine, nur das die Tiere kleiner sind.

Grundiert wird anschließend. Das geschah früher mit sogenannten Kreisgründen der Halbkreidegründen. Davon sollten Sie allerdings die Finger lassen, denn besser und günstiger geht dies mit heute erhältlichen Materialien. Sogenannte Primer werden im Fachhandel angeboten. Genauso gut funktioniert aber weiße, elastische Außenwandfarbe aus dem Baumarkt, bei der Sie zu hochwertigen Fabrikaten greifen sollten.

Wenn Sie Leim und Grundierung haben, dann gehen Sie wie folgt vor:

  1. Lösen Sie Leimgranulat in Wasser. Das geht am schnellsten (in wenigen Stunden) im Warmwasserbad unter gelegentlichem Umrühren und Austauschen oder Erhitzen des Wassers
  2. Verdünnen Sie den Leim mit Gefühl und bestreichen Sie die Leinwand damit. Arbeiten sich dann rasch von innen nach außen vor, so dass die Holzlatten sich möglichst nicht durchdrücken. Denn dann entstehen dort „Leimhügel“ (später Farbhügel), die Schatten werfen. Wird der Leim zu dick, dann verdünnen Sie weiter.
  3. Wenn der Leim getrocknet ist, dann schleifen Sie die Leinwand überall mit feinem Schleifpapier. Dieser Schrit wird noch mehrfach wiederholt.
  4. Verdünnen Sie die Grundierung und gehen Sie genauso vor, wie beim dem Leim. Wichtig ist nicht, dass alles sofort weiß wird (oder die Farbe der Grundierung annimmt), sondern dass sich die Poren füllen.
  5. Wiederholen Sie die Schritte 3 und 4 bis die Leinwand fertig ist. Zwei Durchgänge sind dazu sicher nötig.

Und so sieht es aus:

Tipps:

  • Ich habe noch keine verlässliche Regel dafür gefunden, die Menge an Leimgranulat abzumessen. Verwenden Sie es mit Gefühl, eher wenig als zu viel, denn der Leim lässt sich gut verdünnen, verrostete aber nach wenigen Tagen.
  • Sie können Schleifmaschinen zum Schleifen großer Format einsetzen. Auch hier gilt: Mit Gefühl und Vorsicht bei den inneren Kanten des darunterlegenden Keilrahmens.
  • Heute können sie auch ohne Grundierung malen, oder zum Beispiel die Seiten nicht grundieren. Das ist eine Geschmacksfrage. Sie könne die Grundierung auch färben: Einige alte Meister grundierten schwarz, um die Schattenpartien schneller erarbeiten zu können.

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Viel Erfolg!

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